Volkers. Es gibt Menschen, an denen das Alter scheinbar vorüber gegangen ist. Denen man ihre Lebensjahre nicht ansieht. Ursula Peschke-Maßmann gehört dazu. Die Künstlerin aus dem Wurtendorf Volkers in Butjadingen stammt gebürtig aus Bayern, aus Bruckmühl in der Nähe von Rosenheim, um es genau zu sagen. In diesem Jahr wird sie 70.
Vor vier Jahren ist sie in die Wesermarsch gezogen. „Die Wurzeln meines Mannes liegen hier“, erzählt sie. Das Häuschen in Volkers hat einen großen Garten, in dem der Besucher bereits von Weitem auf das eine oder andere Kunstobjekt stößt. „Meine Tochter hat Bildhauerei studiert“, sagt sie mit Blick auf einen bearbeiteten Findling im Vorgarten. Ehemann Jürgen, von Beruf Heilpädagoge, beschäftigt sich mit der künstlerischen Gestaltung und Herstellung von Kacheln und Schalen, denen er mit Hilfe des Rakubrandes zu einem ganz eigentümlichen Aussehen verhilft. „Die andere Tochter ist wie ich Ergotherapeutin und hat unsere Praxis, die wir über 30 Jahre geleitet haben, übernommen“. Die Kreativität scheint also in der Familie zu liegen. „Aber das ist eine andere Geschichte“, lacht Ursula Peschke-Maßmann.
Apropos lachen: Die Frau besitzt ein sonniges Gemüt. Und beim Betrachten ihrer Arbeiten kommt einem eben dieses sehr positiv entgegen. Im November letzten Jahres begann sie beispielsweise mit dem Zyklus „Langlütjen“. Entstanden sind in nur wenigen Wochen neun Bilder, in denen sich die Künstlerin mit der geschichtlichen Vergangenheit dieser angelegten Watt-Insel auseinandersetzt. Einer eher negativ besetzten, weiß man unter anderem um das dortige KZ während des zweiten Weltkrieges.
Gearbeitet hat sie mit Acryl, vornehmlich mit Schwamm und Spachtel auf Leinwand aufgebracht und bearbeitet. Expressiv dargestellte Gefühle fördert Ursula Peschke-Maßmann in dunklem Blau, kräftigen Rottönen und strahlendem Weiß zutage, zarte Grün- und Blautöne wechseln einander scheinbar leichtfertig ab, um im nächsten Augenblick hart aufeinander zu prallen – ausdruckstark und sensibel einander ergänzend. „Risse“ enstehen, auf der Leinwand tun sich Abgründe auf, ohne düster und angsteinflößend zu wirken.
In ihrem Atelier in Volkers bollert ein kleiner Ofen. Die Wändes des Hauses haben große Öffnungen in Form gerundeter Fenster bekommen. „Ich liebe und brauche das Licht“, sagt sie. Und Licht ist überhaupt das Stichwort. „Ich habe das Fotografenhandwerk gelernt“, erzählt sie. Ihr Vater sei ebenfalls Fotograf gewesen und habe ein eigenes Atelier betrieben. Das Wort Fotografie stammt aus dem griechischen und bedeutet „Mit Licht malen“. Ursula Pesche-Maßmann nimmt diesen Begriff scheinbar intuitiv wörtlich – und zwar im doppelten Sinne. „Gemalt habe ich eigentlich schon immer“, sagt sie. Sowohl abstrakt als auch gegenständlich. Und auch die Fotografie gehöre nach wie vor zu ihr wie die Schafe auf den Deich.
Kommunikation steht im Mittelpunkt
Als diplomierte Ergotherapeutin stand und steht die Kommunikation mit und zwischen den Menschen ihr ganzes Leben lang im Mittelpunkt. „Welche Beziehungen haben Menschen zueinander? Wie kommunizieren sie, was sagt ihre Körpersprache?“ All diese Fragen sind wichtig für den Beruf als Ergotherapeut, und geben teils Antworten in ihren Arbeiten.
So vielseitig interessiert am Leben und den Menschen, die darin vorkommen, so offen und unterschiedlich ihre Kunst. „Ich bin nicht festgelegt“, sagt sie. Und holt die Arbeiten hervor, die ab dem 17. Februar für sechs Wochen in der Paulus Kirche in Nordenham zu sehen sind. Auf sechs verschiedenen Arbeiten im A3 Format und mit farbigen Ölstiften gezeichnet sind dort Menschen abgebildet, die entweder allein, zusammen und einander zu- oder abgewandt agieren. „Bei diesem Thema geht es um Interaktion, um Begegnungen“. Zwei große Acryl Bilder werden die Präsentation ergänzen.
Im vergangenen Jahr zeigte die Künstlerin ihre Arbeiten erstmalig in einer Ausstellung des Kunstvereins Nordenham und stieß damit auf große Begeisterung. Und auch an der „Langen Nacht der Künste“ hat sie teilgenommen.